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Ahanit Lucindra

Mystery-Thriller

Blume auf dein Grab- Leseprobe

Prolog 

Das Wohnzimmer roch nach abgestandenem Rauch und kaltem Kaffee. Nur eine Tischlampe warf ihren trüben Schein über den alten Sessel, in dem Rüdiger Kornblatt kauerte. Die Schatten der Möbel zogen sich wie lange Finger über den Teppich.

 

Die Standuhr an der Wand tickte unbarmherzig, jeder Schlag war ein Nagel, der ihn tiefer in die Einsamkeit trieb

 

Rüdiger hielt ein Glas in den Händen, als wäre es der letzte Halt in dieser Welt. Der Whisky darin schimmerte bernsteinfarben.

 

»Ich hab’s dir versprochen …«, flüsterte er. Die Worte kamen brüchig, als müsse er sie mühsam über die Lippen pressen. »Aber… ich kann das nicht.«

 

Er hob den Blick, als säße sie ihm noch immer gegenüber auf dem Sofa. Doch da war nur Leere. Ein Kissen, das seit Monaten niemand mehr berührt hatte. Der Staub darauf wirkte wie eine Decke über ihrem Schweigen.

 

Rüdiger schluckte schwer, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Die Kinder… sie würden’s nicht verstehen.«

 

Ein Klirren unterbrach ihn.

Die Gläser im Schrank zitterten, klimperten ge-geneinander, als hätte ein unsichtbarer Finger sie angestoßen.

 

»Nein…« Er starrte hinüber, die Pupillen ge-weitet. »Das ist doch keine Antwort! Hörst du?« Seine Stimme überschlug sich. »Ich kann nicht! Es geht einfach nicht!«

 

Ein dumpfes Rumpeln hallte durch den Raum.

Das alte Hochzeitsfoto, aufgenommen vor der Kirche in den Siebzigern, löste sich vom Haken und krachte zu Boden. Das Glas zersprang mit einem scharfen Knall.

 

Rüdiger fuhr erschrocken hoch.

»Was tust du denn?«

 

 Er ging neben dem Bild auf die Knie und nahm es an sich. Ein Sprung zog sich durch das Glas, ein klarer Schnitt, zwischen ihnen beiden.

 

Tränen trübten seinen Blick.

 

»Ich habe dich immer gemocht, das weißt du«, flüsterte er mit brüchiger Stimme. »Ich kann dich nicht verlassen. Nicht einmal im Tod. Sie würden es nicht verstehen.«

 

Die Uhr tickte weiter, ungerührt, während seine Stimme in der Stille erstickte.

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